Ab wann ist man das? Oder gibt es so etwas überhaupt? Darf man nicht jammern? Oder anders, wenn jemand jammern darf, wer, wenn nicht Mütter? Die andere große Frage ist, bin ich eine Leide-Mami, die eigentlich keinen Grund dazu hat? Antwort: Jein! Furchtbar, oder? Und schon dreht man sich wieder im und am Rad. Aber es ist auch ein Rad, dass Mütter tatsächlich tagtäglich beschäftigt, zwischen Müdigkeit, Erschöpfung und aber auch Glück über ihre Kinder.
Ihr seht, ab dem ersten Schwangerschaftstest ist man so etwas wie Status: schizophren. In meinem Kopf sitzen also nun zwei Steffis und streiten sich darüber, wann ich erschöpft sein darf und wann nicht. Oder besser gesagt, wann ich es zeigen darf. Wann darf ich zeigen, dass ich genervt bin? Wann darf ich zeigen, dass ich nicht mehr kann? Darf ich nicht mehr können? Das Problem liegt wahrscheinlich erstmal darin, dass frau nicht darüber spricht, weil es ein ganz fest gemauertes Bild von Mutterglück gibt. Und ich freue mich für jede, deren Traum immer eine Familie war und der sich für sie erfüllt hat. Denn hier kommen wir zum nächsten Ding. Erfüllung! Meine Kinder erfüllen mich, aber ich finde auch in anderen Dingen Erfüllung. Und daher brauche ich auch mal eine Auszeit von meiner Kinder-Erfüllung. Ja, ich weiß, ich weiß, die Zeit geht so schnell vorbei und ich werde es bereuen, wenn ich sie verpassen würde. Aber wenn ich sie verpasse, weil ich im Kopf so dulli bin, weil ich keinen Ausgleich zu diesen Kids-Momenten bekam? Ich kann manchmal nämlich nicht zuhören, weil ich zeitgleich, die Waschmaschine befülle, eine Mail tippe, die Oma am Telefon habe und noch überlege was es zum Abendbrot gibt. Oder ich bin von all den Tätigkeiten so fertig, dass ich, passt auf, jetzt wird es ganz schlimm, keine Lust(!) und keine Energie mehr habe, zuzuhören. Und bumm, plötzlich ist ein schöner Kindheitsmoment verpasst und in den Erinnerungen meiner Kinder als Mutter – lag – nur – so – träge – rum – und – hat – nie – zugehört gespeichert.
Genau das würde ich gerne vermeiden, aber an manchen oder sogar schon „mehreren“ Tagen fühle ich mich, wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Dann wünsche ich mir eine helfende Hand herbei, dass ich einfach mal machen kann, was ich möchte. Sei es einfach nur mal eine Woche am Stück schlafen, in ein Café sitzen und Leute anglotzen, in Ruhe meinen Blog schreiben, oder einfach mal mein Sportprogramm starten.
Nun wäre ich ungerecht, würde ich schreiben, die helfende Hand kommt nicht, denn abends bin ich mittlerweile so ego, dass ich die Kids meinem Mann in die Tatzen drücke. Das klappt manchmal mehr, manchmal weniger. Weil, ja, klar, er kommt von der Arbeit. Höre ich auch ganz oft von Müttern: Ja, aber er arbeitet doch! Ja, das tut er. Und was machen wir? Wieso ist die Tatsache, dass man seine Arbeit zu hause verrichtet, die Kindererziehung, der Haushalt etc. in den Zeiten von „Homeoffice“ noch immer nicht als richtige Arbeit gelistet? Und wenn es Frauen, wie mich gibt, die damals ihr Beerenkörbchen gerne zur Seite geworfen hätten, um mit den großen Jungs einen Mammut zu jagen?
Ich arbeite nämlich gerne. Läuft bei mir fast unter Hobby. Klingt komisch, hat aber wieder etwas mit Erfüllung zu tun. Momentan ist es aber so, dass wenn ich arbeite, es zwischen Kindergebrabbel und Haushaltschaos tue. Oder ich renne in der einen Stunde, in der meine Tochter schon in der Kita bleibt, nach hause und schreibe meinen Blog, bereite Stunden vor oder rödel das oben genannte Chaos ab. So driftet meine Arbeitserfüllung in Richtung totaler Stress und ich begebe mich wieder in den Ich-fühl-mich-voll-durch-Strudel. Mein Mann lacht mich dann immer aus und fragt mich, warum ich mir denn den ganzen Stress antue. Ganz einfach, weil ich für meine Arbeit keine acht Stunden Zeit habe, sondern eventuell, mit gutem Mittagsschlaf, drei Stunden. Weil in den drei Stunden auch was für den Haushalt getan werden muss, bevor er noch anfängt mit mir zu sprechen. Und weil ich gern arbeite! Und gern arbeiten möchte! Aber diese Aufzählungen unterlasse ich meistens, und komme nur mit der einen, alles schlagenden Frage: Könntest du hier stressfrei arbeiten? Nach meiner „stressfrei-arbeiten-Frage“, kommt meistens: „Aber warum machst du das denn? Du hast doch die Kinder, kümmer dich doch erstmal, um die.“ Hier denke ich dann meistens nur noch „Blub!“
Das könnte nämlich auch von meiner Mutter oder meiner Oma kommen. Aber wir Frauen erziehen ja unsere Söhne, also warum sollten die es besser wissen?!? Mein Blick wandert jetzt gen Himmel und erbittet sich, dass ich es anders hinbekomme, obwohl ich schon jetzt meinem Sohn alles hinter her trage. Ich beauftrage mich selbst, da konsequenter zu werden. Der arme Junge!
Wir waren bei der ältere Generation angekommen, die uns heutigen Muttis auch gerne mal sagt, wie leicht wir es in der jetzigen Zeit haben. Mit Waschmaschine, Trockner, Spülmaschine …. . Da bleibt zum Jammern kein Argument. Aber ehrlich, die Dinge müssen auch erstmal befüllt und wieder geleert werden, und das neeeeervt, wenn man das Tag aus Tag ein tut. Ätschebätsch! Außerdem fordert das Spülmaschine befüllen geistig nicht so. Doppelätschebätsch! Und ja, ihr habt ja auch recht, ist definitiv einfacher als die Wäsche im Topf zu kochen. Schien aber früher auch nicht die Erfüllung zu sein, denn es gab große und mutige Frauen, die dafür gesorgt haben, dass wir arbeiten gehen können und dürfen ( so absurd das heute klingt ). Dann hörte die Gleichberechtigung allerdings in den meisten Fällen schon auf, denn jetzt gehen wir arbeiten und machen oft den Rest noch dazu. Aber ich wurde eben auch so erzogen, dass arbeiten Spaß macht, schön und eine Selbsterfüllung ist. Ein hart erworbenes und erkämpftes Recht für uns Frauen! Tja, diese Erziehung. Hierfür aber von mir noch einmal ein ehrliches Danke an die ältere Frauengeneration, die das ermöglicht hat.
Aber jetzt weiß ich irgendwie noch immer nicht, ob ich jammern darf?! „Mein Mann will doch für alles sorgen, so dass wir es gut haben.“ „Meine Mutter und Großmutter hatten es noch viel schwerer als wir heute!““Es gibt Mamis, die müssen das alleine rocken!“ und „Diese Mutti hat ja gleich drei kleine Kinder! Du nur zwei!“ All diese Aussagen sorgen dafür, dass man ein ganz schön schlechtes Gewissen bekommt und sich für seine Durchhänger eigentlich nur entschuldigen möchte. Noch schlimmer, dass man sich nicht traut sie zu zeigen. Mein Ego ist hier zum Glück so gebaut, dass ich es rauslassen muss. Mal mit mehr, mal mit weniger Drama. Und wenn es zu mehr Drama kommt, kann es auch sein, dass ich mich mal wegen meiner Übertreibungen schäme 😉 . Aber es ist eben so, dass jeder eine andere Leistungsgrenze hat. Wie auch jeder ein anderes Schmerzempfinden hat. Und ich mache einfach gerne mal „Mimimimimi!“ Und bin der Meinung, dass wir Frauen, das gerne viel öfter machen dürften. Und dass wir Mädels vielleicht auch weniger streng unter- und miteinander sein könnten. Dann würden wir uns wahrscheinlich auch gar nicht so oft in der Jammer- schlechtes Gewissen-Falle wiederfinden, sondern könnten einfach mal so raushauen, was uns nicht passt, ohne ständig Für und Wider abzuwägen. Das ist eh viel gesünder. Also ihr lieben Frauen und Mamis, lasst es raus und schluckt es nicht runter, wir wollen ja nicht, dass aus einer Depriphase eine ganze Depression wird. Davon hätten alle nichts, die wir im Vorfeld durch unser schlechtes Gewissen schützen und nicht mit unseren Problemen behelligen wollten. Also hoch die Tassen, dass wir auch mal Mimimimimi sein dürfen!
Ach übrigens kenne ich eine Personengattung, die nicht so ein Problem mit Leiden und Jammern haben 😉 . Hierzu einen meiner Lieblingssongs von Miss Platnum
Den Song gibt es auch oft bei mir im Kurs zu hören. Schön, um die Sau raus zu lassen, wenn der Stresspegel mal wieder zu hoch ist.
Ich freu mich auf euch, entweder zu Miss Platnum auf dem Trampolin oder als Leser.