Vor ein paar Tagen hatte ich ein unglaublich interessantes Gespräch mit einer Freundin, die beruflich damit beschäftigt ist Arbeitsbedingungen zu analysieren und auf den neuesten Stand zu bringen.
Was bei mir Gehör fand und mich gedanklich weiter beschäftigte, war ein Beispiel, in dem sie mir erläuterte, wie sich die Schnelllebigkeit der heutigen Zeit auf uns unterbewusst auswirkt. Und so zu einem hohen Stresslevel führt. Da horcht man als Mami ja gleich auf. Weil man sich ja sowieso immer mal so nebenbei fragt, wo denn auf einmal diese Dauermüdigkeit, die Hektik und die häufig angespannten Nerven herkommen. Sie erwähnte weiter, dass heutzutage die Informationen nun mal immens schnell fließen. Um mir dafür ein lebendiges Beispiel zu liefern, fragte sie mich, wie ich mir denn während meines Studiums meine Informationen beschafft habe. Ich konnte mich erinnern, dass ich auf mein Rad stieg, wenn ich eine Info zu einem Thema brauchte. Und dann darauf zur Bibliothek fuhr. Dort angekommen, ging ich zum Bibliothekseigenem Computer und suchte nach möglichen Titeln, die mir in der Thematik weiterhelfen konnten. Dann schlenderte ich durch die Regale und suchte mir die Titel heraus. Manchmal blieb ich noch an einem anderen Exemplar hängen und las noch den Buchrücken. Oder ich warf schon vor Ort einen Blick in ein ausgewähltes Buch. Wenn die Wahl endgültig getroffen war, stellte ich mich an und wartete bis ich meine Bücher am Schalter ausleihen konnte. Packte sie in meinen Rucksack und radelte mit Vorfreude auf die Lektüre zurück nach hause. Klingt für mich als Mami schon fast mehr als verschwenderisch. Meine Freundin schätzte die ganze Sache auf eine Dauer von circa drei Stunden ein. Ich denke, sie liegt damit ziemlich richtig.
Heute brauche ich für eine Info einen Klick. Also ungefähr drei Sekunden. Sie ging noch weiter darauf ein, aber ich musste auch daran denken, wie ich damals auch noch mit Muse und Zeit die Bücher las. Heute überfliege ich eher. Und versuche beim Überfliegen das meiste an Information herauszuziehen. Ganz schön anstrengend. Und hier gehe ich noch gar nicht auf meine Gegenrecherchen ein, die ich mache, um sicher zu sein, dass ich nicht irgendeinen geflunkerten Mist aus dem Netz weitertrage. Ich bin einfach nicht bereit alles zu schlucken was mir hingeworfen wird. Aber das kostet auch wieder Zeit. Aber nicht die schöne Zeit, die eben ein Buch auszuleihen gekostet hat. Sondern Entspannungszeit.
Aber warum unterteile ich es so? Bis zu meinem Gespräch war mir das auch nicht richtig klar. Immerhin spart mir das Internet ja den Weg und die Schlepperei. Aber meine Freundin wies mich darauf hin, dass ich, oder besser mein Hirn, zum Beispiel während der Fahrradfahrt abschalten konnten. ich konnte geistig ruhen und mich mit neuer Energie auftanken. Daher, so ihre Aussage, ist heutzutage ein 8 Stunden-Arbeitstag nicht mehr zeitgemäß. Denn wir ballern uns 8 Stunden am Tag mit Infos zu und unser Geist hat keine kleinen, unbewussten Ruhe- und Auftankzeiten mehr.

Als arbeitende Mami bekomme ich bei so einer Ausführung ja ganz schnell Schnappatmung. Denn eins wird klar, ich habe hier ein paar kleine Personen im Haushalt, die auch keinen Bock darauf haben, dass Mami mal pausiert. Im Gegenteil, manchmal gibt es Tage, da scheinen sich meine beiden Zwerge abgesprochen zu haben und sich im Wechsel um meine Aufmerksamkeit zu bemühen.
Wenn ich also nun auch noch arbeite, dann raucht mir der Schädel. Denn ich muss ehrlich sein. Ich schaffe es nicht immer, mich selbst daran zu erinnern, dass ich das was ich mal Vollzeit gearbeitet habe, logischerweise nicht in weniger Zeit schaffen kann. Ich bin ja nicht Superman. In Kombi zu dem was meine Freundin erzählt hat, kann das nur nach hinten losgehen und ich werde vielleicht zu Hulk. Zu einem großen, grünen Wutmonster. Denn Feierabend ist ja als Mami nicht unbedingt Feierabend. You know?!

Sie machte mir auch klar, dass ich eigentlich auch eine Luxussituation habe, denn es wird durchaus darauf hinauslaufen, dass wir alle mal viel an einem Projekt arbeiten, powern und dann eben nach Abschluss eine größere geistige Auszeit nehmen werden/ können / dürfen. Also für eine Zeitabschnitt mal Vollgas geben. Und dann gibt es dafür wieder entspanntere Phasen zur Regeneration. So wie es bei mir derzeit läuft. Mal viel. Mal Ruhe. Aber wie viele Mamis haben dieses Glück? Und ich spreche jetzt nicht ihre Bezahlung für die geleistete Arbeit an.

Ich habe hier ja schon des öfteren darüber sinniert, woran es liegen kann, dass man plötzlich in einen Lebensabschnitt rutscht, der einen wirklich fordert und ermüdet. Einmal dachte ich über den schwersten Job der Welt nach, dann wieder über einen Mami Mental Overload oder wie es eben ist, wenn man auf einmal noch die Verantwortung für ein paar Zwerge trägt. Ganz einfach es interessiert mich, warum ich, die oft nicht kaputt zu kriegen war vor Kind Nummer 1, jetzt die Krätsche mache, sobald die Sonne den Abgang macht. Und ich bin mir sicher, diese Frage stellen sich viele Mamis.
Der Aspekt, den mir meine Freundin vorlegte war neu. Ist aber einleuchtend. Sie beleuchtet es ja nicht nur für Mamis, sondern für alle. Und auch alle anderen sind heutzutage mal leichter, schneller ausgebrannt. Die Arbeitsbedingungen sind einfach nicht mehr ganz up to date.

Etwas wichtiges gab sie mir auch noch mit auf meinen Weg aus der Elternzeit. Wenn du nur 10 Stunden die Woche hast, dann ist das so. Und es ist ok. Wir müssen den Anspruch an uns verlieren, in 10 Stunden das machen zu wollen, was wir damals noch in 4o gemacht haben. Es ist einfach unmöglich. Und wenn wir das selbst akzeptieren und unser Teilzeitstunden mit unserer Souveränität darüber und unserer Kompetenz füllen, dann wird es keinen geben, der unsere Anwesenheitszeit im Job in Frage stellt. Das werde ich doch unbedingt mal testen.

Nebenbei gehe ich weiter aufs Trampolin. Nach einer Stunde in intensiver Bewegung haben die meisten Teilnehmer auch Lust auf Feierabend. Oder wenigstens ’ne Pause. Komisch, bei körperlicher Anstrengung sind wir irgendwann gnädig zu uns selbst. Na dann, können wir uns ja auch sicherlich ein bisschen netter um die Arbeitspausen für unseren Kopf kümmern. Ich arbeite daran. Denn eins ist sicher, die Mama-Rufe nach Büro-Feierabend sind weniger einfach zu reduzieren. Jedenfalls bis alles im Bett ist. Dann bleibt im besten Falle tatsächlich auch noch etwas Zeit um entspannt etwas entspannendes zu lesen. In diesem Sinne freue ich mich auf euch. Ob als Teilnehmer oder Leser.