Eingeklemmt, blockiert, verklebt, verspannt. Nennen wir es, wie wir möchten. Es hatte mich erwischt. Zum Glück musste ich dieser Tage nicht zu viele laszive Schulterblicke werfen. Ich hätte allemal nur eine schmerzverzerrte Grimasse hinbekommen. Wenn ich körperlich überhaupt so weit gekommen wäre. Ich glaube heutzutage kann wirklich jeder nachvollziehen, wie es mir ging. Und das ist eigentlich auch das tragische daran. Unser Schulter- und Nackenbereich ist der in unserer heutigen Gesellschaft angespannteste und vergessenste Bereich unseres Körpers. Wenn er nicht schmerzt. Und auch gerade jetzt, während ich hier sitze, schreibe und auf meinen Laptop blicke, tue ich ihm nicht wirklich etwas gutes. Ich weiß, jeder, der meine Beiträge liest, denkt im ersten Moment sicherlich, die Tochter war’s! Tatsächlich schiebe ich die Schuld auf die heutigen Lebensumstände und ja, ok, auch auf meinen Sohn. Der hatte nämlich verdächtigerweise in genau der Zeit, in der es mich traf, eine Ich-krieche-zu-euch-ins-Bett-Phase. Eigentlich würde ich sagen: kein Ding. Allerdings wäre es von Vorteil, würde er seine ein Meter zwanzig nicht quer auf der 1,80m Matratze drapieren. Den Platz dafür schuf er sich, sagen wir, mit recht rabiater Art, der ich irgendwie nicht mit vollster Aufmerksamkeit im Halbschlaf, auf meinen verbleibenden 30 Zentimetern, entgegen wirken konnte. Nach drei Nächten fand er sein Bett zum Glück wieder cooler und ich war um eine fiese Verspannung reicher.
Aber warum kennen wir alle diese schmerzhaften Verspannungen? Ich leih ja meinen Sohn nicht für nächtliche Tretattacken aus! Meine Muskulatur war eindeutig bereits vorbelastet. Das bevor unser nächtlicher Ruhestörer ihr und damit mir den Rest gab.
Von mir persönlich blöde war, dass ich in meinen Kursen voll die Armtrainings angekündigt hatte. Blöder war, dass ich von meinem Plan nicht abwich. Und am aller blödesten war, dass ich volle Rakete noch mitmachen musste. Aber genau so ein Blödsinn läuft leider unbewusst in unser aller Alltag auch ab. Wir packen uns immer noch ein Päckchen mehr drauf. Bis eben nichts mehr geht. Dazu machen wir aber zu wenig, dass wir im Gegenzug den Schulter-Nackenbereich entspannen.
Früher haben wir mit hoher körperlicher Anstrengung ein Mammut gejagt und sind dafür Kilometer weit gelaufen. Nach vollendeter Tat haben wir uns wohl den Bauch voll geschlagen und erst mal entspannt. Heute sitzen wir stundenlang am Schreibtisch, daddeln auf dem Handy, ziehen den Kopf ein bei Regen, weil wir denken, so werden wir nicht nass, schleppen stundenlang unsere Kinder durch die Gegend oder stemmen gut gelaunt aus einer unbewussten Bewegung die Bierkiste für die nächste Party hoch. Alles schön, aber wir müssen uns bewusst machen, dass wir vollkommen konditioniert sind, uns oben ein- und zusammensinken zu lassen. Ich sehe das tatsächlich auch schon bei meinem Sohn. Und das nach nur einem halben Jahr Schule. Und was mache ich? Das was Mütter machen. Genau das, was Kinder so ein Geräusch wie „hhhggmmmmpfffhhaaaaachhhh“ machen lässt. Dieses Geräusch ist auch häufig mit Augenrollen verbunden. Denn ich sage:
„Setz dich bitte gerade hin!“

Ich weiß, ich weiß, auch ich habe das Geräusch gemacht. Und der Spruch: „Brust raus, Schultern zurück!“ löste bei mir einen derart inneren Krawall aus, dass ich mir natürlich schwor, das werde ich NIEMALS zu meinen Kindern sagen. Haaaa Haaaaaa!
Aber weg von meinen absurden Schwüren der Kindheit, wieder hin zu meiner Einschränkung. Konditionierung ist das böse Wort. Noch böser ist es, sich das bewusst zu machen und etwas für unseren Schulter- und Nackenbereich zu tun. Und sei es nur richtig zu sitzen, wenn wir das schon stundenlang müssen. Sich die ganze Zeit daran erinnern zu müssen, weil es im Körper anders programmiert ist, ist echt anstrengend. Aber es wird auf Dauer helfen.
Vor ein paar Wochen hatte ich ja an der Health- Ausbildung teilgenommen. Und schon zu dem Zeitpunkt wusste, dass das meine problematischste Körperzone war. Daher schenkte ich besonders zwei Übungen große Aufmerksamkeit. Für alle Trampolinbesitzer werde ich sie später kurz beschreiben. Mit diesem erlangten Wissen und meinem nun erlangten Leiden war ich natürlich angefixt, mehr über Übungen zu erfahren, die eben prophylaktisch oder eben während und / oder nach einer Schmerzphase angewendet werden können.
Daher kommen wir zu ein paar Übungen, die uns einfach gut tun. Ich sage nur mal „Dehnen“. Schon meine Osteopathin riet mir vor Monaten nicht an meinen Schultern rumzufuhrwerken, sondern meinen Brustbereich zu dehnen. Eigentlich irgendwie klar, aber manchmal ist man auch voll betriebsblind und braucht so einen Rat von außen. Muskeln haben nämlich „Gegenspieler“ und die möchten auch Aufmerksamkeit. Sonst kommt es zu Dysbalancen im Körper. Einfach erklärt: die eine Muskelgruppe ist/ wird nicht trainiert. Dafür müssen die ihnen entgegengesetzten Muskeln oder eben die ihnen nächstgelegenen Muskeln ausgleichen. So ist ein Teil mehr, einer weniger gekräftigt, also gibt es kein ausgeglichenes Kräfteverhältnis im Körper. Also eine Dysbalance. Im blödesten Fall haben dann die Muskeln, die dauernd was zu tun bekommen, irgendwann genug und verspannen.
Daher dehne ich jetzt immer meinen Brustbereich, wenn ich merke, dass ich hinten im Nacken- und Schulterbereich wieder dicht mache. Dazu stelle ich mich gerade hin und strecke meine Arme seitlich vom Körper weg. Wem es lieber ist der kann auch seine Hände hinter dem Rücken sanft mit den Fingern verschränken und zieht die Schulterblätter zu einander. Man öffnet so sein Brustbein und sorgt etwas für Weite.
Wer ein Trampolin haben sollte, auf dem man gut schwingen kann – bitte jetzt kein Gartentrampolin benutzen ( Ist eh‘ noch zu kalt ) – der kann sich mal auf sein Gerät stellen. Aufrechter Stand, Beine hüftbreit geöffnet, die Füße fest auf der Matte und ihr schwingt ganz leicht mit und durch das Trampolin. Die Schultern nun locker mitschwingen lassen. Eure Schulterblätter fallen entspannt nach hinten, der Hals und der Kopf sind die Verlängerung eurer Wirbelsäule und aus eurer Schädeldecke zieht euch ein goldener, imaginärer Faden nach oben. Lasst die Schwingung ganz sanft durch euren Körper gleiten. Keine aktiven Bewegungen im Oberkörper. Eine wunderbare Massage für den Schulterbereich.
Oder, ihr stellt euch aufrecht, wie beschrieben. Und rollt euch ganz langsam vom Atlas aus ab. Der Atlas ist der letzte Halswirbel. Wir genießen das langsame abrollen und falls wir an einer Stellen einen leichten Schmerz verspüren, können wir dort einen kleinen Moment verweilen. Bis wir ganz unten angekommen sind und unsere Hände, wenn möglich sanft den Boden berühren. Dann rollen wir uns ganz sanft wieder auf. Ihr seht schon, diese Übung geht auch ohne Trampolin.

Kurze Veranschaulichung zum Atlas:

Wichtig ist immer, dass man keine schnellen ruckartigen Bewegungen macht. Aber wenn es mal weh tut, dann geht das sowieso nicht mehr. Bei mir hat der ganze Spaß fast eine ganze Woche gedauert. Mein Alltag war voll Banane mit eingeschränkter Beweglichkeit. Daher kann ich nur sagen: schont euch. Dehnt euch immer wieder mal.

Und geht aufs Trampolin. Das lockert. In diesem Sinne freue ich mich auf euch. Ob als Leser oder Teilnehmer.