Einkaufen mit Kleinkind … auch schön!

Ich rede hier keinesfalls von Entspannungsshoppen. Wobei ich damit auch ohne Kind keine Entspannung verbinde. Aber mancher Frust kann schon in der Selbstbelohnung abgebaut werden. Meine Selbstbelohnung beschränkt sich derzeit auf Schokolade. Dadurch wird das Shoppen, wenn ich dazu käme, eher zur Selbstgeißelung. Aber lassen wir das. Ist eh‘ bald Weihnachten, da macht die kleine Schokolade den Bock auch nicht fett.

Nein, ich rede von: „Hups, ich saß zu lange im Büro! Habe den Absprung nicht geschafft! Und komme noch vor Kitaabholung nicht mehr zum Supermarkt, um das Abendessen für die Kinder zu jagen!“ Ein innerlicher Engel, das muss er sein, denn seine Aussagen basieren nur auf der Hoffnungstheorie, beruhigt mich mit sanften Worten: „Das wird schon gehen!“ Also springe ich auf, renne zur Kita, erinnere mich, dass mein Sohn heute auch früher von der Schule abgeholt werden will und schicke einen innerlichen Grummelblick zu dem sanftmütigen Kerl in mir, der immer noch beschwichtigend zu nicken scheint. „Wird schon gehen!“

Also Kind Nummer 2 verpackt. Kind Nummer 1 unter Protest aus der Schule gelotst und ab in den Futterkonsumtempel. Ok, der Supermarkt, für den ich mich entscheide, ist ganz weit weg von einem Tempel. Einfach wegen der Größe. In unserer Umgebung gibt es zwei. Den Großen! Und den Kleinen! Der Kleine, in dem man schnell mal was holt. Der Kleine ist eng! Fast klaustrophobisch, würde ich sagen. Vor allem mit zwei Kindern, Kinderwagen und dickem Schulranzen plus Sportbeutel. Noch Fragen du innerer Engel?

In der Enge, die uns schon nach Betreten anspringt, entscheidet sich meine Tochter dazu, dass sie einen dieser kleinen Kindereinkaufswagen braucht. Sie hat sich übrigens vorher auch schon lauthals auf der Straße dazu entschlossen NICHT im Kinderwagen sitzen zu wollen. Gut. Also einen dieser kleinen Einkaufswagen. Die, die kein Mensch, außer er ist 92 Zentimeter groß, braucht. Blöd ist, meine Tochter ist 92 Zentimeter und braucht ihn JETZT! Ok, ich versuche einen Kompromiss, sie soll sich von ihrem großen Bruder leiten lassen. Protest! Laut! Kurz wäge ich in meinem Kopf ab: Suicide Trip oder kein Abendbrot? Der Mutterinstinkt treibt mich direkt in die Hölle. So sind wir Mamis eben.

Wären wir mal in den anderen Supermarkt gegangen, da wurden wohl schon alle Mini-Einkaufswägen „mit genommen“.

Wir stehen bereits seit zwei geschlagenen Minuten am Eingang und haben schon zu 100 Prozent die volle Aufmerksamkeit aller Einkaufswilligen. Einschließlich drei anderen Mamis, die den Laden ebenfalls mit ihren Kinderwägen verrammeln. Deren Kinder aber brav in diesen sitzen und genau das scheint der Freifahrtschein zu sein, mir einen entnervten Blick zuwerfen zu dürfen. Wenigstens ist eine gerade schon am zahlen.

Ich bin ja ganz ehrlich, wenn ich mich irgendwann mal kloppen sollte, dann wird das mit einer solchen Mutter sein. Nicht die entnervte Oma, die vergessen hat, wie es mal mit kleinen Kindern war. Nicht der entnervte Kassierer, der noch nicht wissen kann wie es ist. Nein, eine Mutter. Deren Kind in genau demselben Alter ist, wie meins. Und die genau wissen muss, in welcher Lage ich mich gerade befinde und von der ich dann absolute Solidarität erwarte! Wie auch ich mich mit anderen Mamis solidarisiere, die in so einem Augenblick kein Glück haben und ihr Kind Scheibe dreht.

In diesem Fall hatte ich nun gleich drei Exemplare auf meiner Catfight-Liste stehen. Wobei die eine, wie erwähnt bereits beim Verlassen der Räumlichkeiten war. Gleich drei kommt tatsächlich echt selten vor, aber es gibt ja diese berühmten Tage. Und heute war ja Montag. Der Gruseltag. Auch noch ein Tag, an dem uns eine Kollegin wieder einmal eine Krankheitskrätsche in unseren sowieso Aufgabenexzessiven Tag geschlagen hatte. Bitte versteht mich nicht falsch, jeder kann mal krank werden und dann soll man bitte daheim bleiben. Auch ich schniefte schon eine Weile vor mich hin. Gut, ich bin ja Mami. Wir werden nicht krank. Dazu haben wir keine Zeit. Also fluchte ich auf diese drei Mütter und wünschte meiner Kollegin Kinder. Während ich meine Tochter anleitete die Gänge mit ihrem Wagen zu treffen, niemanden in die Hacken zu fahren und bitte nicht den Lebkuchenaufsteller als Zielscheibe zu nutzen.

Ich fand tatsächlich, dass sie es ganz gut machte. Wenn man ihr sagte, dass sie mal kurz Platz machen müsse, trat sie zur Seite und ließ die Leute durch. Nur die anderen Mamis rollten mit den Augen. Gut sie waren auch breiter als Normalsterbliche. Wegen ihrer Kinderwägen. Und ich merkte, wie sie es tatsächlich schafften meinen Adrenalinspiegel enorm hoch zu treiben. Ich versuchte mich zu beruhigen.

An der Kasse kam dann der Stopp. Erstmal weil vor uns jemand stand, dann weil wir so, wie wir da waren eine recht lange Schlange bildeten. Sohn, Kinderwagen, Mutter, Minieinkaufswagen, Tochter. Eine der Mütter stöhnte und wechselte mit entnervtem Blick zur anderen Kasse. Ihr gutes Recht. Während ich anfing die Sachen aufs Band zu legen. Bemerkte ich im Augenwinkel, wie die andere meine Tochter einmalig ansprach, ob sie mal zur Seite gehen könnte. Und sie dann mit ihrem Kinderwagen aus ihrem Weg zur Seite schob.

Falls meine Tochter trotz meiner Erziehung irgendwann mal jemanden in die Fersen fahren sollte, werde ich diese Person dafür verantwortlich machen. Das ganze mütterliche Gesabbel während des Einkaufs, dass sie auf die anderen aufpassen solle, hätte ich mir sowas von sparen können. Ich explodierte innerlich und krempelte mir im Kopf schon die Ärmel hoch. Anstelle gleich grob zu werden, ließ ich aber meine Tochter mit ihrem Wägelchen vor mich. Wir schafften es bis zum Kassierer, da sah sie die Kekse und machte das was Kleinkinder machen. Sie bremste ganz! Weil sie wollte „DAS“ jetzt! Nichts ging mehr und damit nahm sie mir der „Weg-Schiebe-Mutter“ gegenüber erstmal den Wind aus den Segeln und forderte meine uneingeschränkte UN-Diplomatie-Deeskalationsaufmerksamkeit. Leider musste ich nach einiger Diskussion doch zu diktatorischen Mitteln greifen und klemmte mir mein Kind unter den Arm, verstaute den Einkauf im Kinderwagen, während mein Sohn den Mini-Einkaufswagen aus der Mütter-Ausflugschneise räumte.

Vor dem Supermarkt stellte ich meine Tochter vor mich auf den Boden und versuchte ihr zu erklären, dass das so gerade nicht geht. In dem Moment kam die erste Mutter aus dem Markt und schenkte mir noch einmal einen „Blick!“. Ich konnte nicht an mich halten und sagte laut und an der ganzen Ecke hörbar (Danke hier an meine Sprecherziehungslehrerin, die mich lehrte ganze Theatersäle mit meiner Stimme zu füllen ohne schreien zu müssen!): „Ach Kind, nun beruhige dich bitte. Guck‘ mal, selbst die Muttis, die dich eigentlich verstehen müssten gucken schon ganz bekloppt aus der Wäsche. Die müssen ’nen richtigen Sch…-Tag gehabt haben!!!!!“

Auf dem Weg zum Supermarkt schien doch alles noch so schön entspannt.

Alles und alle flux zusammengepackt und ab über die Ampel. Bevor es doch noch zu einer Eskalation kommt. Natürlich frage ich mich dann immer selbst: „Musste das jetzt sein? Vielleicht hatte sie wirklich einen Sch…-Tag?“ Ich komme dann zu dem Schluss, dass ich mir a) zu viele Gedanken mache! Ständig und immer wieder um andere, die nicht zu meinem Innercircle gehören. Ich b) mir sicher sein kann, dass ignorante Personen bestimmt mal einen Kacka-Tag haben, aber sich dennoch weiß Gott zu wenig Gedanken um andere machen und mit ihrer Ignoranz das Stresslevel anderer einfach hoch pushen. Ich c) tatsächlich die feste Erwartung habe, dass Mütter zusammenhalten sollten, weil es eben einfach schon schwierig genug ist. Ich d) diesem naiven Engel in mir den Mietvertrag kündige. Ich e) nun die nächsten 12 Jahre immer darauf achte, pünktlich von der Arbeit zu kommen, um alleine einkaufen zu gehen. Ich f) wenn die Kids im Bett sind eine Runde Beruhigungsschwinge, um meine Adrenalinwerte zu normalisieren. Sonst bekomme ich noch irgendein Geschwür. Und das Training auf dem bellicon ist erwiesenermaßen gut um Stresshormone abzubauen.

In diesem Sinne freue ich mich auf euch. Ob als Teilnehmer oder Leser.


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