Hart, härter, Mami

Für mich war früh klar, soziale Berufe liegen mir nicht so. Vor allem, weil ich so meine Problemchen mit manchen, sagen wir Körperflüssigkeiten und so hatte und habe. Ansonsten kann ich mit Menschen doch ganz gut. Und wenn ich sie zum schwitzen bringe, dann macht mir das nichts aus. Aber bei Popo abwischen und all dem, habe ich früher im Geiste doch arg zusammengezuckt.

Jetzt bin ich Mami.

Und möchte immer noch keinen sozialen Beruf machen. Ganz einfach, weil ich jetzt weiß, was noch so alles kommen kann! Ok, ich musste noch nie einen Luftröhrenschnitt oder etwas in der Art bei meinen Kindern machen. Und das soll auch bitte so bleiben! Aber mit Blut kann ich auch. Keine Ohnmachtsanfälle und dergleichen. Nur mit den anderen Dingen, mit denen ich eben nicht so konnte, hatte ich nun durchaus schon öfter engen Kontakt.

Manchmal zu engen. Zum Beispiel erst letztens in der Bahn, als meine Tochter eine Schokoladen-Brot-Mischung über mich verteilte. Leider in würgender Anmut. Oder anders gesagt, in stoßweisen Fontänen. Da wir im Familienabteil waren, hörte ich noch ein paar andere Muttis ihre Kinder warnen: „Guck‘ da nicht hin!“ Während ich früher die erste gewesen wäre, die sich nicht mehr eingekriegt und lustig bei der Fontänensauerei mitgemacht hätte, dachte ich in dem Moment nur: „Ach Mist, wir waren doch schon in Spandau!“, „Tochter! Du hast das Brot nicht richtig gekaut! Das seh‘ ich doch! Kein Wunder, dass es dir wieder hochkommt!“ und „Zum Glück habe ich mich gegen den Strickpulli entschieden. Hätte mich das geärgert, wenn ich daheim auch noch die Brocken zwischen den Maschen hätte hervor holen müssen!“

Na, Bruce? Die hard? Da zucke ich noch nicht mal mit der Wimper! Allerdings muss ich ehrlich sein, ich schlage mich nicht darum, genau in diesen Momenten meine Brut im Arm zu halten. Kind Nummer 1 hat wenigstens immer meinen Mann erwischt. Bei unserer Zweiten stehe ich sozusagen im Spei-Fokus. Ich unterstelle meiner Tochter aber auch anfällig für eine Art Reisekrankheit zu sein. Hiermit streiche ich alle Reisen. Oder ich setze mich weit weg. Wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Ahnung, denn ich vertrage lange Fahrten auch nicht so gut. Meine arme Maus. Aber zurück zum Mamis-werden-schnell-abgehärtet-denn-Kinder-kennen-keine-Gnade-Thema.

Während ich bei einem Aufenthalt auf dem Land bei allen Spaziergängen recht entspannt bleibe, bekomme ich bei manchen nur um den Block Schweißausbrüche.

Nach diesem kleinen Zwischenfall verging kein Tag und sie kam mir morgens mit irgendetwas an den Fingern entgegen und jammerte: „Iiiihhhh, wet mach-chn!“ Zu erst dachte ich an einen Glitterklebestift, den mein Sohn unbedingt haben wollte. Das mistige Ding klebt gar nicht, sondern glittert nur und macht überall Glitterhäufchen. Hier sind wir schon fast beim richtigen Stichwort. Noch bevor ich aufbrausen konnte, um zu fragen, wo sie denn nun diesen verdammten Glittermist gefunden hätte, wurde mir bewusst, dass sie das hier in ihrer Windel gefunden hatte. Und da sie leider auch kein kleines Einhorn ist, glitterte das Zeug bei näherem Hinsehen recht wenig. Dafür sonderte es einen unbezaubernden Duft ab. Da krallte ich mir das unglückliche Kind und trug es eine Armlänge von mir getreckt Richtung Waschbecken. Meine Gedanken kreisten nur um eins. „Hoffentlich wollte sie ihre Finger vorher nirgends abreiben!“

Auf der Suche nach dem Brudi kennt die Schwester nichts!

Aber der Zwerg war zielstrebig. Einmal mit den Fingern hinten in der Windel nachgeprüft und direkt zur Mami gelaufen. Super. Weiter so. Oder sie lernt aus dem Vorfall. Oder sie bekommt von mir bis sie 18 ist, immer einen Body angezogen, der ihr den direkten Weg zum Windelinhalt versperrt. In diesem Zusammenhang musste ich an meinen Sohn denken, der mal stolz wie Bolle mit zwei ein halb Jahren auf die Toilette kletterte während ich unter der Dusche stand und mir mit geschwollener Brust erzählte, dass er jetzt auf die Toilette gehe. Nachdem ich aus der Dusche trat, trat ich … naja … . Der Toilettengang war wohl nur ein Testlauf. Aber immerhin hatte er es geschafft seine Windel selbst auszuziehen. Ich hab dann halt noch mal geduscht und zusätzlich geputzt.

Da bin ich wohl verknallt! Wahrscheinlich lässt mich meine Liebe so manches aushalten und so abgehärtet scheinen.

Das sind genau die Anekdoten, die sich Mami noch für irgendwelche Feierlichkeiten, wie 18. Geburtstage oder Hochzeiten oder etwas in der Art aufheben wird. Aber tatsächlich frage ich mich, wo kommt diese Abgebrühtheit her? Bei meinem ersten Kind konnte ich noch nicht einmal einen Gedanken daran verlieren, dass Babys irgendwann in die Brei-Phase kommen, ohne zu würgen. Aber wenn es um die eigenen Zwerge geht, scheint man eine ganz immense Elefantenhaut zu entwickeln. Wobei, bei „angelutschte Brezeln weiter essen“, aus „Spuckwasser-Bechern trinken“, angelutschtes halbgeschmolzenes Eis mit eingespeichelter Waffel zu Ende essen und Riiiiesenrotznase putzen, bin ich raus. Da stülpe ich mich förmlich von innen nach außen. Das kann ich nicht und ich verbinde es nicht ansatzweise mit dem coolen Spruch: „Is‘ doch mein Kind, das macht doch dann nichts.“ Uuuuuuuuäääähhhhh! Es gibt eine Konsistenz mit der kann man mich jagen. Ob von meinem Kind erzeugt oder anders. Ich würde sagen matschig, schleimig und dickflüssig entsprechen den Adjektiven bei denen ich dann doch nicht ganz so hart bin. Zum Glück habe ich keinen sozialen Beruf erlernt. Und alle, die etwas in dieser Art machen verdienen meinen allergrößten Respekt.

Ich persönlich hoffe, dass meine Tochter keine weiteren Überraschungen für mich bereit hält, denn ich finde es reicht jetzt mit der Abhärte-Tour für Mami. Ja, und zum Glück ist Schweiß nicht dickflüssig. So bringe ich die Menschen beim Jumping gerne weiter zum Schwitzen. In diesem Sinne freue ich mich auf euch. Ob als Teilnehmer oder Leser.


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