Leveling oder jeder wie er kann

Ich habe wieder mit „Leveling“ gestartet. Vor zwei Jahren machte ich beim ersten Jumping Fitness Refreshing Day einen Kurs zu dem Thema. Ganz einfach, weil ich immer daran feilen möchte, dass wirklich jeder beim Jumping mitmachen kann. Und Spaß hat! Das liegt mir tatsächlich sehr am Herzen. Dabei möchte ich meine Teilnehmer dennoch an ihre persönlichen Grenzen heran führen. Aber das muss ja eben nicht immer mit dem Holzhämmerchen passieren.

Jeder Mensch ist unterschiedlich. Bringt also zum Sport seine eigenen Voraussetzungen mit. Am meisten fiel mir das ja am eigenen Leib auf, als ich nach der Geburt meiner Tochter das erste Mal wieder hüpfen durfte. Da musste ich zu erst meine eigene Fitness und vor allem Muskulatur wieder aufbauen. Dann, mit den ersten Kursen, die ich später wieder geben konnte, spulte ich erst einmal das Grundsatzprogramm von Jumping Fitness ab. Sicher, mit meiner eigenen Note. Aber hier ging es mir erst einmal darum, mit einer sauberen Technik vor den Teilnehmern zu stehen und mit präzise ausgearbeiteten Übungen, die ich für spezielle Muskelgruppen einsetzen wollte, meine Leute zu bespaßen und zu fordern. Und jeder musste durch. Natürlich korrigierte ich innerhalb des Kurses, aber das Können in der Gruppe das Individualprogramm für fast jeden abzuliefern, hatte ich noch nicht wieder erlangt. Ich musste sozusagen meine Didaktik und Methodik auffrischen. Das bedeutet, ich musste meinen alten Umgang und meine Kommunikationsweise mit den Teilnehmern verbessern oder wieder erlernen. So, dass ich sie eben alle und doch jeden für sich, perfekt durch den Kurs führen kann.

Letztendlich ist das ein bisschen wie Fahrrad fahren. Konnte man es einmal und hat man nach einer Pause seine Selbstsicherheit wieder, dann kann man sich auch wieder auf seine Gegenüber konzentrieren. Jetzt, wo ich soweit bin, möchte ich daher wieder präziser auf ein Leveling in meinen Kursen eingehen. Leveling ist an sich nichts unbekanntes. Am offensichtlichsten bekommt man es als Teilnehmer bei solchen Sportarten wie Pilates und Deepwork mit.

Kurz zur Erklärung:

Hierbei geht es darum, dass man zum Beispiel einen Schritt in unterschiedlichen Intensitäten oder Variationen ausführen kann. Ich beschränke mich auf drei unterschiedliche Level. Ich denke, alles andere würde einen Kurs und das Verständnis der Leute sprengen. Zum Beispiel sind Planks ja sehr beliebt. Daher stelle man sich vor, man macht einen Plank. Wichtig ist immer, dass man darauf achtet, dass die Gelenke übereinander sind und man die Spannung im Core hält. Auch, dass der Popo nicht zu hoch geht und man in der Mitte nicht absackt. Das gilt für alle Varianten. Nun kann man die Füße etwas weiter auseinander stellen. Sagen wir mal hüftbreit. Man hat dadurch ein paar mehr Schwerpunkte. Das erleichtert das ganze ein wenig. Soll ja nicht „baby“ sein, wie mein Sohn sagen würde. Für unsere zweite Variante dürfen die Füße eng beieinander stehen. Schon schwieriger. Wer mehr mag, der darf die Zehen eines Fußes auf die Ferse des unten stehenden Fußes aufsetzen. Hoppla, noch schwerer. Nun darf sich jeder, basierend auf seiner körperlichen Fitness, aussuchen, wie er seinen Plank am liebsten macht. Anstrengend wird die Übung bei richtiger technischer Ausführung sowieso. Und jeder trainiert in seinem Maß. Anhand des Beispiels kann man sehen, dass es innerhalb einer Übung möglich ist unterschiedliche Fitnesstypen abzuholen. Das geht aber auch bei Jumping-Schritten.

Denn auf die kommt es ja nun bei mir an. Anfangs hatte ich mich gedanklich an den Aufbau einer Aerobic- bzw. Stepstunde aufgehängt. Gut, ich gebe zu, hier bin ich dann immer darüber „gestolpert“, wenn aus Grundschritten zu viele Drehungen wurden. Und auch der Seitenwechsel konnte dafür sorgen, dass jemand der nur in den Grundschritten bleibt vielleicht irgendwann aufgeben würde. Aber Seitenwechsel, Schnitte und Drehungen, das hab ich ja alles beim Jumping nicht. Daher bin ich der Meinung, es ist möglich, dass ich Level einführe. Gesagt, getan.

In meinem Kurs sind ganz viele unterschiedliche Mädels. Da gibt es die ganz fitten, dann habe ich leidenschaftliche Raucherinnen, dann die, die ihr Sportpensum mit dem Kurs in der Woche erfüllen, dann gibt es die, die leichte bis schwere Verspannungen haben, dann die, die irgendwelche Verletzungen hatten, dann welche, die aufgrund ihres Alters ein anderes Level mögen und die, die noch nicht so lange her, ein Kind bekommen haben und eben ab und an mal raus müssen. Die Jungs natürlich nicht zu vergessen. Lauter tolle Menschen mit unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen, die nur eins wollen: Sport machen und Spaß haben. Ohne das Gefühl am Ende zu haben, „der Kurs war jetzt nur für die fitten Sportler. Die Zeit hätte ich anders nutzen können. Ich konnte gar nicht richtig mitmachen, denn die Stunde war mir zu schwer, die Übung war nicht gut bei meiner vergangenen Verletzungsgeschichte oder ich hatte einfach gar nicht genug Puste, um mithalten zu können.“

Derartige Erfahrungswerte konnte ich nach meiner Schwangerschaft leider auch sammeln. Zum Beispiel bei einem Pilates-Kurs. Ich ging zur Trainerin und machte mein Sprüchlein, dass ich vor ein paar Wochen entbunden hätte und eben die Übungen für die geraden Bauchmuskeln noch nicht mitmachen würde. Man weiß nie, was einem Menschen schon an seinem Tag alles passiert ist, daher sei’s drum, doch sie schien gleich total angenervt von meiner Teilnahme und raunte mir nach ein paar anderen Sätzen ein „Na gut!“ zu. Ich war etwas erstaunt, denn es ging hier um Pilates und nicht darum, dass ich mal schnell den Iron Man bei ihr laufen wollte. Wenn man sich als frische Mami nicht mehr im Pilates und Yoga aufgehoben fühlen kann, wo dann? Sie startete mißmutig ihren Kurs und ballerte in diese 50 Minuten ziemlich komplexe Bauchmuskelübungen. Leider nur die „gerade Sorte“. Die ich in meinem Kopf erst einmal auseinander nehmen musste, um die passende seitliche Variante dazu zu finden. Natürlich hätte ich auch ständig seitliche Crunches oder so machen können. Aber das kann ich auch daheim. Und hier begann ich mich zu ärgern, denn eine Nicht-Trainerin hätte keine Chance gehabt. Und das finde ich einfach nicht richtig. Generell jedem Teilnehmer gegenüber. Aber gesondert jungen Mamis, die sich mal etwas von ihrer kostbaren Zeit abzwacken, etwas für sich tun möchten und dann nicht richtig angeleitet werden. Das ist ein Unding. Und bevor die Wogen zu hoch rollen, war das in der Tat das Dollste gewesen, was mir passiert ist.

Das hab ich unserem Trainer Salva einfach mal in den Mund gelegt: „Bitte heute nicht so hart!“ Das hat er sicherlich nicht gesagt, aber könnte durchaus Realität im Studio sein oder werden, dass man irgendwann nach weniger bettelt, weil sich der Trainer nur an den Fittesten orientiert.

Die anderen Dinge, die ich als Teilnehmerin erlebt habe, sind das typische Szenario, was heutzutage fast schon zelebriert wird. Da werden 60 bis 90 Sekunden Burpees veranschlagt, bei einer vollkommen gemischten Gemeinschaft, die sich zum morgendlichen Bodyforming eingefunden hat. Ich weiß, dass wenn ich nicht mehr genügend Kraft habe, um die Dinger technisch einwandfrei umzusetzen, in eine andere Ausführung runterschraube. Die meisten wissen es leider nicht, so dass sie sich mit krummen Rücken und kraftlosen Armen, wie auch Beinen durch die Zeit gewurschtelt haben. Mir tat alles nur vom zusehen weh. Einmal hatte ich einen erschreckend schnellen Beat, zu dem ich Jumping Jacks (Hampelmännchen) von und auf ein Stepbrett machen sollte. Da war ich mal aus dem Takt. Aber ich bin jetzt nicht hier, um mich über Kollegen zu echauffieren. Und in einer vollkommen durchtrainierten Klasse, sag ich nur: reingehauen. Aber da muss ich mir eben auch sicher sein, dass alle topfit sind. Wenn es nur einen gibt, der das nicht ist, dann möchte der genauso mitmachen, wie die anderen auch. Das ist sein Recht. Und mein Job.

Natürlich muss ich auch zu all meinen Erlebnisbeispielen sagen, dass auch die Teilnehmer oft immer mehr wollen, als eigentlich drin ist. Und mir passierte es auch schon oft nach einem Vertretungskurs, dass man zu mir meinte, dass das jetzt nicht so „hart“ war, wie sonst. Das Maß ist hier: „ich bin nicht vollkommen fertig vom Trampolin gestolpert.“ Und was die anderen angeht: „Nach mir die Sintflut.“ Wäre ich jetzt stark zynisch, dann würde ich sagen: „Ich bin lieber das „Gift“, als der „Schlaghammer“. Und wir sollten uns in zwei Tagen sprechen. Dann, wenn sich eventuell die Muskelgruppen, die wir angegangen sind, mit dir sprechen.“ Es muss nicht immer gleich weh tun. Wer hat eigentlich erfunden, dass „bis zu den sportlichen Grenzen gehen“ mit den Schlagworten „sofortiger Schmerz“, „Herzrasen“ und „Atemnot“ verbunden werden muss? Klar, das war jetzt ein wenig übertrieben ausgedrückt. Doch manchmal denke ich, das ist der nächste Level. Und damit sind wir wieder beim Thema ;).

Dass ich wieder voll in das Thema Leveling einstieg, lag auch daran, dass ich tatsächlich kürzlich mit einer Bloggerin aus Hamburg telefonierte. Sie wollte auch von mir noch mal hören, wie denn das mit Jumping sei. Jetzt wieder erschlankt, erzählte sie mir, sie hatte bei ihren Schwangerschaften auch immens viel zugenommen und war unglücklich über ihre Kilos und mit dem großen Wunsch Gewicht zu verlieren in einen Kurs gegangen. Immerhin versprechen wir ja eine krasse Fettverbrennung. Und ein Traininng für jeden. Leider wurde über sie „hinweggeturnt“. Sie fühlte sich mit ihrer noch fehlenden Muskulatur und dem größeren Körpergewicht vollkommen fehl am Platze. Und es wurde kein bisschen auf sie eingegangen. Nur zum schnellen Beat bis zum Ende der Stunde getobt. Sie meinte, das wäre ihr Jumping-Erlebnis gewesen. Und danach hatte sie genug. Voll verständlich.

Nun sitze ich hier und nehme Schrittchen für Schrittchen auseinander. Füge sie wieder zusammen. Gruppiere sie zu Dreier-Pärchen mit unterschiedlichen Leveln. Und gestalte sie so, dass sich jeder seinen „Lieblingsschritt“ aus einem der drei Level heraussuchen kann. In einer ruhigeren Stunde konnte ich das schon mit einigen ausprobieren und ihnen alles erläutern. Ein großes Glück war es für mich, als diese Mädels dann auch in eine härtere Stunde kamen. Und ein größeres Glück war es zu sehen, wie sie sich von den fitteren Mädels nicht irritieren ließen. Die Schritte nutzten, die ich als die Grundschritte eingeführt hatte. Und die eben den gleichen Bewegungsablauf haben, wie die erweiterten Varianten, die die Fitteren turnten. Alle erwischten so die gleichen Muskelgruppen. Und die ganze Truppe schwitzte fröhlich auf dem Trampolin. Es hat funktioniert. Alle glücklich! Alle ausgepowert! Alle trainert!

Danke an bellicon® Jumping Fitness und eure Trainer für die tollen Fotos, die ich benutzen durfte.

In dem Sinne freue ich mich auf euch. Ob als Teilnehmer oder Leser.


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