Wellness. Schon lange hatte ich an meinen Mann den Wunsch herangetragen, mal die Biege machen zu dürfen. So ganz ohne ihn. Und eben auch ohne die Kinder. Zum Auftanken. Für mich. Für sie. Vielleicht ist das für manche Mami ein Graus. Ihre Liebsten nicht bei sich zu wissen. Und ich gebe zu, als ich in der Tür stand und los wollte, musste ich auch tief durchatmen. Ein Hauch vorauseilende Sehnsucht blitzte durch. Aber ich musste mich in diesem Moment auch daran erinnern, dass diese drei fantastischen Menschen auch „Aufgaben“ für mich sind. Und dass ich neue Kraft tanken muss, um diese Aufgaben wieder mit neuem Elan angehen zu können.

Ich weiß, dass klingt recht pragmatisch. Und mancher Romantiker weist mich nun auf das Fehlen dieser hin. Und ja, ich hätte den Trip gerne mit meinem Mann gemacht. Und mit ihm romantisch am Abend ein Glas Wein am See getrunken. Aber einer muss halt auf die Kids aufpassen. In diesem Fall eben er. Denn jetzt ist Muddi dran mit Auszeit. Ganz pragmatisch!
Jede Mami hat sich das verdient. Und wenn ich ehrlich bin, am besten jeden Monat wenigstens einmal. Natürlich auf freiwilliger Basis. Und es muss kein ganzen Wochenende sein. Weil wie schon beschrieben, es gibt auch die, die nicht „ohne“ möchten, können, wollen. Das ist ok. Aber ich hebe beim monatlichen Auftanken die Hand.
Einfach mal abschalten. Und Zeit haben zum rumgammeln. So wie damals, als man nur die Verantwortung für sich und sein Dasein trug. Verantwortung tragen und das für andere ist nämlich ein Monsterjob. Und davon braucht man eben auch mal Urlaub. Wenn mir jetzt jemand erzählt, dass ich eben mit meiner Familie in Urlaub fahren soll. Dann sage ich: „Gute Idee. Und wer packt die Koffer? Wer bespasst die Kinder? Wer entspannt sich?“
Urlaub hat, seit ich Mami, oder besser seid wir Eltern sind, eine neue Dimension erlangt. Die, mit der wenigen Entspannung. Doof ist ja, dass man schon vor seiner Elternschaft Urlaub gemacht hat und somit einen Vergleich hat. Einen Vergleich mit Ausschlafen, einfach mal nichts tun oder krasse Touren fahren, klettern, wandern. Ich glaube, mein Mann und ich brauchen noch ein wenig, um umzudenken. Und zu sagen: „Hey, wir waren nicht daheim! Also Urlaub! Juhuu!“
Erst kürzlich traf ich mich mit Freundinnen. Fast alle sind jetzt Mami und sie hatten nun, in diesem neuen Leben ihren ersten Urlaub mit Kind hinter sich gebracht. Wir sind tatsächlich schon allein beim „Reisegepäck mit Kindern“ als Gesprächsthema über eine halbe Stunde hängen geblieben. Und eben, dass der Urlaub gar nicht mehr so ist, wie er mal war. Sondern anstrengender. A-ha!
Deshalb bin ich jetzt hier. Mache Urlaub von meiner großen und schönen Verantwortung. Habe ein kleines Köfferchen gepackt. Nur für mich. Soll heißen, ich brauche gerade keinen 10-Tonner um zu verreisen. Ein Hauch von Freiheit. Das spiegelt sich schon im Gepäck. Ja, und eben im „Zeitverschwenden“.

Ich habe seit Jahrzehnten schon keine Uhr mehr. Aber seid ich Mami bin, bin ich trotzdem immer „on time“. Wann muss mein Sohn los zur Schule? Wann muss ich die Kleine von der Kita abholen? Wann mache ich am besten die Einkäufe? Wie lange habe ich Zeit, um einen Text zu schreiben? Wann fahre ich in den Garten und gieße die Pflanzen? Wann kommt mein Mann von der Geschäftsreise zurück? Wann muss ich aufstehen, wenn er nicht da ist, um alles zu schaffen? Und so weiter, und so fort. Ich rase förmlich innerlich immer einem Termin entgegen, hinterher oder davon. Jetzt bekommen der Minuten- und Stundenzeiger von mir einfach einmal einen Riegel vorgeschoben und können sich in Ruhe gegenseitig austicken.
A pro pos Ruhe. Genau, diese Ruhe. Ich hatte meinem Mann bereits gesagt, wahrscheinlich schließe ich mich in meinem Hotelzimmer ein und lass keinen rein. Gehe nicht zum essen raus. Und will nichts sehen und hören. Sondern einfach mal die Klappe halten. Ich mach also das Äffchen. Für mich. Denn sonst bin ich als Muddi dauernd vorausschauend, warnend, hinweisend und aufmerksam unterwegs. Jetzt halt mal nicht. Da kann ein Gedanke zu Ende gedacht werden. Oder ich kann stundenlang schreiben. Oder ich kann, wenn ich möchte, in Ruhe eine Sendung im Radio oder TV verfolgen. Nein, ich kann der Sendung lauschen. Oder ich kann ein Buch lesen. „Un-unterbrochen“. In diesem Fall die Autobiographie von Michelle Obama. Und zu lesen, dass auch diese Powerfrau, das Mama-Dasein mit kleinen Kindern, Job und herumreisendem Mann voll anstrengend empfand, das gibt mir meinen extra Wellness-Kick. Im Grunde sind wir eben alle Supermamis. Mit Recht auf Urlaub ohne Anhang.

Ich habe mich natürlich in ein Resort verzogen, in dem man auch ganz toll Sport machen kann. Weil, ist ja nun eben mal mein Hobby. Und auch das kann ich dieser Tage machen, wann ich will. Ohne Limitierung. Schon beim ersten Ausflug in meinen Sportklamotten, war ich schon vom Gefühl her nicht die Mami, die für eine Stunde zum Training geht und danach noch etwas zu erledigen hat. Also kurz gesagt, schnell den Sport erledigt, dann die Einkäufe erledigt, dann das Kinder abholen erledigt und dann das Abendprogramm. Bevor sie auf der Couch die Krätsche macht. Nö, ich war die Frau, die Sport liebt und ihrem Hobby nachgeht, weil sie es kann. Da ist er wieder, der Hauch von Freiheit.
Vielleicht denken jetzt einige: hui, das klingt aber schlimm, wenn sie alles ohne ihre Familie als Freiheit empfindet. Ich denke nicht. Meine Familie habe ich mir ausgesucht. Ich liebe sie. Bedingungslos. Alle, mit ihren Macken. Sonst würde ich nicht 362 Tage im Jahr für sie da sein. Aber da braucht man halt auch mal Urlaub und muss sich die Freiheit gönnen können aufzutanken, seine Liebsten zu vermissen und mal nur sich selbst sein zu dürfen. Eben genau für diese drei. Nicht, dass ich irgendwann mal als grummeliger Mombie, vollkommen ausgebrannt, von allem und allen genug habe und dann den Schrankkoffer packe. Daher finde ich diese Auszeit nur gesund. Und in ein paar Tagen schließe ich sie strahlend wieder in die Arme und freue mich so tierisch darüber, dass ich sie und mit ihnen mein Chaotenleben habe, so dass ich wieder, ohne mit der Wimper zu zucken wenigstens 730 Tage durchhalte, bevor ich wieder meinen Minikoffer packe und sage: Zeit für mich. Das hab ich mir verdient.
Mal ehrlich, in dieser Zeit wird auch dieses „Gehenlassen“, das der Mama-Alltag mit sich bringt, auf Eis gelegt. Als Mami schafft man so einiges nicht mehr, was man vorher zum Beispiel noch als routinierte Alltagskörperpflege betitelt hat. Haare waschen, föhnen, frisieren, Beine rasieren, Peeling, Maske, Kosmetik, Augenbrauen zupfen, Luffaschwammmassage, Bodylotion auftragen, Make-Up, Lidschatten, Lippenstift, ordentlich Klamotten raussuchen. Und blub blub blub… . Meine „Alltagswellness“ ist zwei Minuten Akkordduschen. Und dabei beten, dass meine Jüngste nicht aus Spaß den Duschvorhang wegzieht, um „Kuckuck“ zu spielen. Und ich danach das Bad wischen kann. Plus neues Outfit für die Tochter, weil nass. Ich habe ein paar Minuten mehr, wenn mein Mann da ist. Der die paar Minuten als Ewigkeit bezeichnet. Ja, sorry! Die nutze ich für die „Ruhe am Tag“! Und, um nicht immer herumzurennen wie ein Waldschrat mit Iro. Dass ist dann, wenn ich beim Beine rasieren nur bis zur Vorderseite des Unterschenkels gekommen bin. Ein Graus. Da trägt man dann auch im Sommer lange Hosen. Anders bekommt mich keiner raus. Ich bin nämlich etwas eigen. Oder von mir aus eitel. Aus diesem Grund hatte ich mir auch mal vorgenommen, dass ich mich nie gehen lassen werde. Kinder hin oder her. Dieser Plan wurde natürlich vor den Kindern gemacht. Heute sage ich: Pustekuchen. Ich schaffe es nicht. Nicht in zwei Minuten. Daher muss ich das ganze vergangene Beautyprogramm als Revival wenigstens einmal im Jahr in einer irren Intensität über mich ergehen lassen. Mit und durch Kosmetikerin. Und falle meinem Mann mit neuer Strahlkraft nach dem Aufenthalt in die Arme. Da kann ich nur sagen, wir haben alle etwas davon. Es heißt ja nicht umsonst: Happy wife, happy life.

Mein Mann darf übrigens auch mal raus. So ist es nicht. Wir warten jetzt nur noch bis die Kids in dem Alter sind, bis wir solche Ausflüge wieder zusammen machen können. Bis dahin und in meinen 362 Tagen Full-family-life hol ich mir ein bisschen Wellnessfeeling und innere Strahlkraft beim Jumping. Das pimpt auch ganz schön die innere Zufriedenheit. Hoffentlich heb‘ ich da nicht bei der nächsten Stunde ab. Vor lauter Glück über die Wellness-Auszeit. Lauter Glück, meine Lieben wieder um mich zu haben. Und lauter Glück auf dem Trampolin zu stehen. Wir werden sehen.
In diesem Sinne freue ich mich auf euch. Ob als Teilnehmer oder Leser.
Die Verantwortung nur für sich und sein eigenes Dasein zu tragen … – das ist wirklich entlastend! 🙂 Man weiß garnicht welcher Luxus es ist nur auf sich selbst aufpassen und mir für sich selbst sorgen zu müssen!!
Ich mag deinen Blog echt sehr 😍
Vielen Dank ❤️ Dein Blog ist aber auch super toll und ich muss so oft zustimmend nicken und auch ganz oft beim Wiedererkennen lachen. Hach, das bringt einiges mit, das Mami-Leben 🥳🤪😅