Da ich Mami bin, gehe ich oft shoppen. Für meine Kinder. Selten für mich. Selbst an Tagen, an denen ich sage, „Hui, ich muss mir mal was besorgen, da ich langsam wie ein kleiner Zerlumpi herumlaufe.“, endet es meistens so, dass ich mit einer großen Tasche voll mit Kinderklamotten heim komme. Geht ja auch immer noch. Der Mutti-Schrank.
Allerdings bringen mich, seit ich Mami bin, Anlässe etwas aus der Fassung. Während ich noch in meinen Zeiten vor den Kindern nonchalant das Passende für einen Anlass jeder Art aus dem Kleiderschrank zog, bekomme ich nun erstmal einen genervten Ausdruck. Meistens drei Wochen oder länger vor dem angekündigten Ereignis, denn ich muss einen Plan machen, wann ich dafür einkaufen gehe. Und dann eine Art Panikattack. Meistens einen Tag vor dem besagten Anlass, weil mein Plan mit dem Losgehen nicht aufging und ich nun JETZT los muss!
Manch einer fragt sich jetzt, warum denn Panik bekommen? Ganz einfach, ich passe nicht mal schnell in etwas, was da so im Laden rumhängt. Und was mich wirklich, wirklich am allermeisten nervt, das ist ein Hosenkauf.
Denn gerne würde ich sagen, dass ich durch zwei Schwangerschaften und zwei Geburten eine Hüfte bekommen habe. Aber nein, ich hatte schon davor eine. Und nun habe ich eben noch ein bisschen mehr Hüfte. Wenn ich aber dabei bin, mir eine Hose auszusuchen, denke ich immer ein bisschen, dass das was da sogar eine eigene Bezeichnung an meinem Körper hat, dort eigentlich nicht sein sollte.
Ja, ich weiß, es gibt doch jetzt auch Jeanshosen in der lockeren Bezeichnung „Mummy-Jeans“. Nice Name. Früher hießen die „Karotte“. Und jetzt werde ich und mein Körper in der Tat ganz frech. Ich habe auch noch Waden. Wirklich.
Nun müsst ihr euch folgendes vorstellen. Ich greife mir gestresst ungefähr zwanzig Hosen. In unterschiedlichen Schnitten und Größen. Denn ich muss zugeben, seit zwei Aufplopp-Schwangerschaften und Einschrumpfphasen danach, weiß ich auch nicht mehr so richtig, was ich eigentlich für eine Größe habe. Zum einen liegt es daran, dass ich meistens, wie oben zu lesen war, Kindersachen kaufe und ich mir gar nicht die Zeit gönne, auf mich und meine neu gewonnene Form einzugehen. Und zum andern verwirrt es mich, dass ich damals in meiner „stärksten“ Zeit (80Kilo in der Pubertät) eine 40 trug und nun mit weniger bei manchen Dingen zu einer 44 neigen soll. Sagt mir das Schild auf der Hose. Ach ja, und das, obwohl ich aber trotzdem wieder in Kleidung aus meiner Zeit vor der Schwangerschaft, in der ich auch noch schlanker war, als in meiner Pubertät, hinein passe. Konnte mir jemand folgen? Nein?! Dann versteht der- oder diejenige nun auch meine Verwirrung.
Also entweder hat mein Mann eines nachts, nach Geburt unseres letzten Kindes, in unserer Wohnung lauter Zerrspiegel aufgehängt und fein säuberlich meine Klamotten größer genäht oder die Größen von damals sind heute andere Größen. Da ich meinen Mann noch nicht einmal an die Waschmaschine lasse und oft überlege, ob ich ihn frage, wenn nur ein Haken in die Wand gebohrt werden soll, tendiere ich nun dazu dem Größenwirrwarr der Industrie die Schuld für meine Verwirrung zu geben.
Zurück nun zu mir, mit meinen zwanzig Hosen auf dem Arm und dann in der Umkleidekabine eines Ladens eurer Wahl. Nehmen wir mal die geraden Hosen. Haben sie einen Stretch-Anteil, so kann es positiver Weise passieren, dass ich sie über die Beine und die Hüfte bekomme und dann eine lustige Öffnung in Reißverschlusshöhe produziere, nachdem ich den Knopf mit einem Gewaltakt zu gestanzt habe. Atmen wird eh‘ überbewertet. Trotzdem denke ich darüber nach, ob ich acht Stunden ohne Atem aushalte und entscheide mich klugerweise dagegen. Bei Hosen mit Stretch-Anteil nehme ich dann eine Nummer größer. Die passen dann und machen lustige kleine Jeansröllchen mit dem überschüssigem Stoff um die Beine. So kann man sich als Frau die Orangenhaut sparen. Selbst wenn man wenig hat, kann man so mit diesen Hosen seinen Mitmenschen viel davon vorgaukeln. Ist ja auch schön.

Dann gibt es natürlich die Modelle, gerade geschnitten, so ganz ohne Stretch. So ursprünglich. Möchte ich sie über meine Beine und Hüften bekommen, dann nehme ich am besten schon gleich mal eine Nummer größer. Welche das auch immer ist, ist abhängig von der Marke. Und jetzt sprenge ich dem Fass eines jeden Hosenschneiders den Boden aus. Dann klafft der Bund dieses edlen Kleidungsstücks gefühlt einen halben Kilometer von meinem Bauch und meiner Taille ab. Die habe ich auch noch. Spätestens jetzt schreien alle Hosenkreateure: „Man möge sie verbrennen!“
So kommen wir auch gleich zu meinem Lieblingsmodell, der Mummy-Jeans. Es wurde bestimmt, von wem weiß ich nicht, dass Mütter um die Hüfte und eventuell ums Bäuchlein mehr haben, dafür haben sie wohl alle Streichholzbeine. Also versuche ich dieses Jeansmodell, das mir ja eigentlich passen müsste, weil ich bin eine Mummy und das ist eine Jeans, über meine Waden zu bekommen. Während es oben so aussieht als müsste ich mir noch zwei ansehnlich dick ausgestopfte Daunenkissen in den Bund stopfen, komme ich gar nicht dazu, das überhaupt auszuprobieren, denn ich hake schon am Unterschenkel. Besonders spektakulär finde ich ja, bitte Achtung!, wenn ich noch nicht einmal mit der Ferse durch die Beinöffnung komme. Alles schon passiert. Aber ehrlich, als das ein paarmal vorkam, habe ich kurz überlegt, wer hier eigentlich der grundsätzlich Verwirrte ist.

Warum erzähle ich das? Es sind Winterferien und um die Kinder während dieser Zeit zu bespaßen und nicht mit ihnen stumpf in der Großstadt bei eventuellem Mistewetter in der Bude zu sitzen, haben mein Mann und ich beschlossen, die Kids mit anderen Freunden in die Berge zu schicken. Wir natürlich dabei. Allerdings sollten sich die Kinder die meiste Zeit mit sich beschäftigen. Kurz, miteinander spielen. Nur ab und zu wollten mein Mann und ich uns die Aufsicht zu schieben. Da Berge in dieser Zeit tatsächlich noch Schnee versprechen, ging es darum, dass wir in der Aufsichtszeit eventuell eine Skihose benötigen würden. Falls wir Schneeball-technisch von unserer Brut zum Abwurf frei gegeben würden. Das kann ja vorkommen. So sind wir gemeinsam losgeflitzt. Mein Mann, lässt sich eine Hose reichen. Die Betonung liegt hier auf Mann, in Betracht auf eine männliche Figur. Oder anders, gerade gewachsen. Keine eigentümlichen größeren Ausbuchtungen am Körper und so. Er probiert die Hose an, so schnell konnte ich gar nicht gucken und nickt der Verkäuferin zu. Check! Ist gekauft. Nun bin ich dran. Ab der 44 habe ich das oben besagte klaffen, was aber von den Hosenträgern irgendwie aufgefangen wird. Allerdings könnte ich die Hose dreihundertmal umkrempeln, damit sie die richtige Länge hat. Also wehre ich entnervt ab und beschließe meine Jeans eben nass werden zu lassen.
Was an so einem Nicht-Einkauf aber wirklich mies ist, ist die Tatsache, dass man denken muss, dass man so hoch wie breit ist. Nun würden mich außenstehende Personen noch nicht einmal als wirklich dick bezeichnen. Wenn man an die Sache mit den Fersen und den Beinöffnungen denkt, dann hat mich auch noch nie jemand als Quasimodo bezeichnet. Aber wenn wir nun nur bei der Fülle bleiben, was machen also die, die noch etwas mehr Fülle besitzen als ich? Wir müssen doch alle etwas anziehen, gerade im Winter. Sonst wird es doch voll kalt.
Gut, vielleicht war ich in diesem Moment nicht im richtigen Laden. Aber wenn ich dafür keine Zeit habe? Ich kann mich doch nicht tagein tagaus damit beschäftigen, wo der heilige Hosenschneider lebt, der meine auf mich passenden Hosen zaubert. Gerade als Working-Mum, mit wenig Zeit und dennoch dem Anspruch nicht vollkommen zerlottert in den Job zu gehen, muss es doch da mal eine Lösung geben. Oder bin ich in der Tat das, was mir diese Einkäufe suggerieren? Die Einzige, die nicht in diese Schnitte passt? Immerhin werden sie ja für die Masse gemacht. Und trotzdem kann und will ich es nicht glauben. Und vor allem will ich es mir nicht einreden lassen. Daher laufe ich weiterhin in meiner Wohlfühl-Winshape Hose herum, bis sie mir vom Leib fällt. Ich hatte schon einmal über sie geschrieben. Sie hat sogar die Schwangerschaft mitgemacht. Das ist doch mal eine Hose. Können nicht alle so sein? Gut, eine Schwangerschaft muss ja nicht sein, aber so ein Mummy-Alltag muss auch bequem gerockt werden. Da fängt es schon bei einem easy Einkauf an.

Jetzt pelle ich mich aber erst einmal aus meiner nassen Jeans und schmeiße mich in eine Sportleggings und dann ich mich mit ihr aufs Trampolin. Es gibt nichts besseres gegen Hüftgold und Hosenkauf-Frust.
In diesem Sinne freue ich mich auf euch. Ob als Teilnehmer oder Leser.