Ich hab’s getan!

Ich wollte es nie. Und habe es bisher auch immer vermieden. Doch jetzt konnte ich nicht mehr. Ein Kommentar. In diesen Kommentarspalten bei Facebook. Zu einem Post, der mich ärgerte.

Bisher hatte ich mir derartige Aktionen untersagt. Natürlich gibt es in den sozialen Medien manchmal Dinge, die mich aufbringen. Dann tippe ich schon mal, im ersten Anflug von Hysterie etwas in die Zeilen. Und lösche es dann wieder. Ist ja raus. Die Luft.

Warum ich mir das bisher untersagt habe? Weil ich es sowieso ganz, ganz schwierig finde auf schriftlichem Wege, in kurz gefassten Nachrichten zu einem eventuell emotionalen Thema, eine fundierte und für alle verständliche Meinung abzugeben. Das liegt noch nicht mal grundsätzlich an der heutigen Zeit, in der oft, durch die Komplexität der Dinge ein Missverständnis gar nicht zu vermeiden ist. Können wir uns erinnern? Schon damals, im Zeitalter der Briefe, oder von mir aus, der ersten Emails. Wenn man einen miesen Tag hatte und dann ein Schreiben las, dann konnte das mitunter auch ganz schön mies und total doof sein. Das „Geschriebene“?! Ne, eben nicht das Geschriebene, sondern unsere Laune war doof. Und damit die Interpretation des „Gelesenen“. Ich hab das tatsächlich mal ausprobiert. Dinge in unterschiedlichen Stimmungen zu lesen. Das ist irre. Probiert das mal. Das funktioniert auch wunderbar mit Büchern. Auch das Alter kann die Sicht auf das Gelesene ändern. Ziemlich schräg. Aber auch ziemlich cool. Ein Beispiel aus jungen Jahren, ist bei mir das Buch „Stein und Flöte“. Ich bekam das mit 12 Jahren und fand das soooooo Stulle. Also ab mit dem Ding in die Ecke. Mit 16 und einem Anflug von „ich muss mal was lesen“, stolperte ich wieder über den dicken Schinken und verschlang ihn. Hui, erstaunlich, dachte ich damals. Meine Sicht auf gewisse Dinge hatte sich also durch Reifung geändert.

Wieder im Regal gefunden. Mal sehen, ich bin zu einem weiteren Leseausflug bereit.

Jetzt kommen wir aber zu dem zweiten Punkt, der mich dazu brachte, mir zu sagen, keine Kommentare mit schlechter Laune oder zu einem Thema, das dich negativ aufwühlt. Diese Kurzergüsse scheinen nämlich die Errungenschaften des innerlichen Reifeprozesses zu überbrücken. Oder fand der nie statt? Bei so vielen? Das glaube ich einfach nicht. Aber manchmal lese ich mir ja aus Spass die Kommentarzeilen durch. Nur vergeht es mir nach einer Weile, weil Kommentare so unter aller Sau sein können, dass mir Hören und Lesen vergeht. Ganz besonders spannend sind Mami-Foren. Aber natürlich ist auch, zum Beispiel Politik ein gern kommentiertes Thema. Aber auch der Balzruf des Beutel tragenden Warzenschweins. Irre, was es im Netz so an Interessen gibt, oder? Für alle, die sich jetzt denken, was für ein Tier? Das gibt es nicht. Das hab ich gerade erfunden. Aber hey, mit der richtigen Überschrift kann man das sicher zu einem guten Aufreger, äh Entschuldigung Aufhänger für eine Nachricht oder einen Post machen.

Die „Zornesfalte“ habe ich bei allen Konzentrationsarbeiten. Aber plötzlich denke ich bei dem Bild: Huch, was stelle ich da bloß an? Hoffentlich kein Kommentar über Warzenschweine. 😱🤨

Kurz wir erleben im, ach so fortschrittlichen Netz, eine Renaissance des Mittelalters. Was uns früher unsere Heugabel und unser Scheiterhaufen war. Das ist uns heutzutage unsere geliebte Tastatur. Das Thema ist ja auch schon viel diskutiert worden. Wo kommt das her? Wer macht das? Äh, ich. Muss ich ja jetzt zugeben. Gerade vor ein paar Tagen. Allerdings bin ich nicht so der Kraftausdruck- und Morddrohungstipper. Aber zurückhalten konnte ich mich ja nun trotzdem auch nicht mehr. Wo es her kommt? Ich weiß nicht.

Es gab mal einen interessanten und erschreckenden Beitrag über Cybermobbing unter Schülern. Da bin ich als Mami ja gleich so drauf, dass ich alle elektronischen Spielereien verbieten, in den Wald ziehen und von Schafzucht leben möchte. Und mich nebenbei frage: „Zuerst das Ei oder die Henne?“

Oder anders, haben wir Großen das von unseren Kids gelernt? Daher auch die ausgefeilte Sprachwahl beim Kommentar tippen?! Oder sie doch nur von uns? Also erst in unseren vier Wänden? Wir, Eltern ertappt beim Ablästern über Frau Müller von nebenan? Hmm? Und dann haben wir irgendwann gesehen: Hey die Kids machen das jetzt noch viel professioneller. So voll um die ganze Welt. Per Internet. Bei wildfremden Menschen, die ich gar nicht kenne, deren Meinung ich aber voll Kacka finde, kann ich jetzt voll abladen. Frau Müller ist eh ganz nett und so’n Nachbarschaftskrieg ist voll anstrengend. Denn der begegne ich ja auch noch jeden Tag, wenn’s doof läuft. Ich grüble noch.

Aber ja, wo kommt es her? Heutzutage ist die Welt recht geöffnet für uns alle. Ich möchte hier nicht offen schreiben. Anhand manch gelesener Zeilen auf FB und so, weiß ich, von Offenheit sind wir ganz weit weg. Wird ja auch immer schwerer, all die Kulturen und die anderen Mentalitäten. Ich meine das ehrlich. Wenn ich in München mit meiner Berliner Schnauze, die ich mir hart angezüchtet habe, antrete, verfallen die meisten in kulturelle Schockstarre. Ihr seht, ich muss keinem Japaner mit uns hier anerzogenem Handschlag die Finger quetschen, um ein kulturelles Inferno auszulösen. Ich muss ja nur in ein anderes Bundesland. Ich find übrigens ganz viele Bayern total witzig. Das nur mal dazu. Wenn wir uns also immer den kulturellen Charme eines jeden bewusst machen, wird es für uns alle vielleicht auch leichter, manches zu verstehen oder zumindest lockerer zu sehen.

Dazu hatte ich ja einen interessanten Unterricht während meines Studiums. Ich muss mich jetzt outen. Ich habe Schauspiel studiert. Und es ging darum für das Publikum „realistisch“ verliebt zu sein. Natürlich kann man sich nicht gleich in jeden Spielpartner verknallen. Aber Grundtenor war: „Jeder Mensch hat etwas schönes für dich. Vielleicht sind es die Augen. Vielleicht auch die Nase oder es kann auch der Daumennagel sein. Klingt absurd, aber so ist es. Konzentriere dich auf das, was du an deinem Gegenüber schön findest und das Publikum wird dir glauben, dass ihr ein verliebtes Paar seid.“ Daran halte ich mich auch heute noch. Klar, muss ich nicht immer so scheinen, als wäre ich jetzt voll in Love mit jedem Menschen, der mir auf der Straße begegnet. Aber die Tatsache, dass jeder Mensch etwas schönes hat, ist doch eine wundervolle Vorstellung. Und macht vor allem den Umgang mit vielen entspannter und leichter.

Außerdem gebe ich ja auch ehrlich zu, dass vor der Haustür kehren, war ja schon damals, vor dem Internet und im kleinen Dunstkreis der Nachbarschaft, nicht so einfach und so interessant. Da muss man sich ja mit seinem eigenen Mist auseinandersetzen. Und jetzt öffnet mir diese relativ neue Technik auch noch den Weg andere Menschen, mit denen mich emotional eigentlich gar nichts verbindet, doof von der Seite anzuschreiben. Ich meine, solche Aggressionen durch unbearbeitete Probleme müssen ja auch mal raus. Ist ja auch viel leichter andere zu zu blubbern, als mal in den Spiegel zu gucken und sich den Schuh anzuziehen. Vor allem, wenn der drückt.

Ich weiß von mir, dass ich es manchmal wirklich geschafft habe, wenn ich mir den Haushalt vorgenommen habe, ablenkungstechnisch noch ein paar Stündchen am Laptop zu verbummeln. Meine Schwäche war da nicht das Kommentar schreiben, sondern, jetzt kommt’s: Solitär spielen. Ganz schön doof, oder? Aber so habe ich mich vom wortwörtlichen Kehren abgelenkt und meine Zeit verschwendet. In dem ich eine Karte auf die andere legte. Und wenn ich dann aufblickte, war ich angefressen vom „ungekehrten“ Boden und so. Und ganz schön schlecht drauf, weil ich das nicht abgearbeitet hatte. An richtig schlechten Tagen, hab ich dann tatsächlich noch ne Runde Karten drangehängt. Wir sind also alle suchtgefährdet. Oder zumindest ablenkungsgefährdet. Andere legen halt keine Karten, sondern kommentieren. Mit schlechter Laune. Das ist eine schlechte Voraussetzung. Weil einen dann ganz schnell irgendetwas voll ärgert. Aber mal ehrlich, das ist doch dann doof. Dann geht’s einem nicht besser und andere haben auch noch schlechte Laune. Meistens ist es ja so, dass dann auch noch ein anderer schlecht Gelaunter antwortet. Da mach‘ ich jetzt gar nicht weiter. Wir wissen alle, wie das ausgeht. Und wenn man schon die ganze Welt belätschert, dann sollte einem klar sein, das ist nicht wie Montag Morgen im Büro, wo einem einer ne Fluntsche entgegenstreckt. Da kommen schon ein paar Fluntschis mehr mit anderer Meinung an.

Ein Klassiker und immer schön! „Der große Graben“ aus der Asterix-Reihe.

Na ja, ich war an meinem Kommentar-Tag noch nicht mal schlecht drauf. Ich habe mich eher an einem Widerspruch aufgerieben. An absurdem und unlogischem Kram kann ich ja verzweifeln. Wenn’s einer gut meint und ihm dann das Wort oder die Tat so herum gedreht wird, dass er in der öffentlichen Meinung zur Seehexe Ursula mutiert. Da werd ich wuschig.

Ich muss mich ja auch oft darüber wundern, worüber sich Menschen alles aufregen können. Das regt mich auf. Eigentlich ist das jetzt einen Lacher wert. Aber ist uns allen nicht schon einmal aufgefallen, wenn wir jetzt mein Beutel tragendes Warzenschwein wieder ins Spiel bringen, dass sich Menschen ganz oft nicht ums Wesentliche kümmern, sondern sich lieber mit irgendeinem sinnlosen Ärger von dem Wesentlichen ablenken? Wow, diese ganze Energie, die ich dabei verbrauche. Die kann ich doch zum Beispiel auf dem Trampolin raushauen. Das ist auch tatsächlich der Grund, warum ich meinen Starter-Teilnehmern das jumpen folgendermaßen erkläre: „Stell dir vor, das Trampolin ist dein Boxsack. Was du beim Boxsack mit den Armen und Händen tust, machst du nun hier mit den Beinen und den Füßen. Du springst nicht hoch. Du trittst rein. Hat dich was geärgert, dann gib dem Trampolin Saures. Lass es raus!“ Und da bin ich nun nicht mal so drauf gekommen. Auch nicht, weil ich so unendlich clever bin. Am Anfang habe ich mich als Trainerin mit meinen Erklärungen ausprobiert, um die Teilnehmer vom -in die Luftspringen- abzuhalten. Aber diese eine Erklärung ist tatsächlich die, die alle ohne Ausnahme verstanden haben und bei der alle das jumpen richtig umgesetzt haben. Und wir sind jetzt nicht unbedingt ’ne durchgeknallte Gruppe von lauter Meuchelmördern. Na gut, ein bisschen durchgeknallt ist eh jeder, aber wir haben ganz schön viel Spaß dabei. Daher ihr lieben „professionellen“ Kommentarschreiber, kommt doch mal zum Jumping. Zu viel am Computer zu sitzen ist ja eh nicht gesund. Ihr dürft euer Training dann, wenn es sein muss, auch auf unserer Facebook-Seite bewerten 😉

Hier ein ganz alter Promospot, in dem man sehen kann: Immer schön rein ins Trampolin. Und oben zaubert man sich dadurch ein Lächeln ins Gesicht.

In diesem Sinne freue ich mich auf euch. Ob als Leser oder Teilnehmer.

Für alle die jetzt noch unbedingt wissen wollen, was ich denn nun eigentlich kommentiert habe. Ich habe mich über einen populistischen Post aufgeregt, den eine FB-Bekanntschaft teilte. Bei Populismus bekomme ich immer kleine Pickelchen am Popo und werde so was von „unoffen“. Da schwindet leider auch bei mir jegliche Lockerheit. Is halt zu paradox, widersprüchlich und selten doof, was man da zu bieten bekommt. Aber es war tatsächlich nichts schlimmes, was ich so kommentierte. Und es kamen keine Tiernamen oder dergleichen vor. Eher wollte ich darauf hinweisen, dass man sich doch bitte immer zu erst an die eigene Nase fassen soll, bevor man andere öffentlich aburteilt. So a la, dran denken: Wenn ein Finger auf eine Person oder eine Personengruppe zeigt, so zeigen mindesten noch drei Finger auf einen selbst. Lasst uns das nie vergessen! Und ich beende hiermit meine Kommentar-schreibe-Karriere bei FB wieder. Zu viel verschwendete Energie. Außer es ist was schönes und ich kann viele Blumen-Emojis einfügen 🌺


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